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Neuwerk

 

 

Die Insel Neuwerk ist ein  Hamburger Stadtteil- 100 km entfernt von der Großstadt und mitten in der Nordsee.

Hier wollte ich immer schon mal hin!

Spontan entschieden wir uns, an einem warmen Sommertag, nach Neuwerk zu fahren.

Hierzu muss man wissen, dass die Fahrt zur und von der Insel Tidenabhängig ist. Wenn man vorhat, länger als 2-3 Stunden auf der Insel zu verbringen, muss man immer eine Kombination aus Schiff und Wattwagen oder Wanderung wählen.

Die Fähren fahren in Cuxhaven los (oder kommen an...) und der Pferde- bzw. Fußweg führt von/ nach Sahlenburg.

Sahlenburg ist von Cuxhaven  ca 20 Minuten mit dem Auto entfernt und es gibt keinen  offiziellen "Neuwerk-Shuttle" zwischen den beiden Standorten. Falls man den eigenen Wagen an einem der beiden Orte stehen lässt, kann man allerdings mit dem öffentlichen Bus diese Strecke überbrücken.

Wir ließen den Wagen morgens in Sahlenburg stehen und fuhren dann mit dem Bus nach Cuxhaven, um das Schiff nach Neuwerk zu nehmen.

Die Fahrt mit der "MS Flipper" (das einzige Schiff, welches Cuxhaven mit Neuwerk verbindet)  dauert ca. 2 Stunden.

 

 

Die Insel Neuwerk gehört mit den unbewohnten  Inseln Scharhörn und Nigehörn zum Bezirk Hamburg-Mitte.

1937 tauschte Hamburg mit Preußen  im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes Cuxhaven und damit auch die Inseln gegen Altona und Wilhelmsburg ein. Damit gehörte Neuwerk zwischenzeitlich zu Niedersachsen.

Im Zuge des Cuxhaven Vertrages von 1969 gingen die Inseln wieder an Hamburg zurück- und Hamburg gab stattdessen Rechte an Hafenanlagen im Bereich Cuxhaven an Niedersachsen ab.

Warum?

Hamburg hatte schon vor 70 Jahren Bedenken, ob die Tiefe der tidenabhängigen Elbe für die immer größer und schwerer werdenden Schiffe zukünftig ausreichen würde.

So entstand die Idee, einen Vorhafen bei Neuwerk und Scharhörn zu errichten, der das Anlaufen der großen Pötte sichern sollte.

Diese Pläne wurden (zum Glück) aufgrund von Protesten, hoher Kosten und geringer Unterstützung der Industrie in den 80- er Jahren wieder verworfen. Kurze Zeit später entstand der Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer.

Kommt man mit dem Schiff im Westen der Insel an, befindet man sich auch gleich auf dem Rundweg, auf dem man die Insel erkunden kann.

Eine Inselumrundung dauert zu Fuß nicht länger als eine Stunde, lässt sich aber ohne weiteres durch Mittags- und Kaffeepausen oder Besichtigung des alten Leuchtturmes in die Länge ziehen.

Der Leuchtturm diente ursprünglich als Festung gegen Piraten und ist Hamburgs ältestes Gebäude!!

 

Leider war eine Begehung des Leuchtturmes, als wir da waren, nicht möglich. Ich glaube, diesmal war Corona nicht alleine Schuld, sondern der Leuchtturm soll/ muss restauriert werden.

 

Auf dem Rundweg am Deich entlang gelangt man irgendwann zur Neuwerker Ostbake.

Der Vorgänger dieser Ostbake, der 2007 im Sturm Kyrill zerstört wurde, diente bis ins 20. Jahrhundert Tonnenlegern an der Elbe zur Orientierung.

2009 wurde dieses neue Kulturhistorische Denkmal eingeweiht.

 

 

Weiter gehts über die Insel.

Wir stolpern über ein Gebäude, welches das Schild "Insel-Schule" der Freien und Hansestadt Hamburg markiert.

An den Fenstern hängen Bilder von Vögeln und deren Namen.

Leider hat die einzige Familie mit schulpflichtigen Kindern die Insel vor einem Jahr verlassen. Es gab wohl auch zu wenig andere Spielkameraden.

 

Schade aber verständlich!

So steht die Schule nun leer und es ist fraglich, ob junge Familien hier noch einmal hinziehen.

 

Bevor es für uns mit dem Wattwagen zurück geht, kühlen wir unsere Füße an diesem schwülen, für die Nordsee untypischen windstillen Tag noch einmal ab.

Herrlich!

 

Auf unserem Rückweg kommen wir an mehreren Stahlkäfigen vorbei.

Dies sind Rettungsbaken für die Fußgänger, die nicht mehr rechtzeitig ans sichere Land zurück kommen.

Sie können über eine Leiter nach oben krabbeln und finden in dem Faradayschen Käfig Schutz.

Insgesamt 8 von diesen Rettungsbaken gibt es zwischen Neuwerk und Sahlenburg.

Unser Kutscher Nils berichtet, dass es gar nicht mal so selten ist, dass sie gebraucht werden. Und sei es, weil ein Wattwanderer sich durch die scharfen Muscheln oder Steine auf dem Weg verletzt und es nicht mehr vor Eintreffen der Flut zurück schafft.

 

 

 

Die Pferde trotten brav durchs teilweise sehr tiefe Wasser in den Prielen nach Sahlenburg zurück.

Heute haben wir Glück und bekommen keine nassen Füße in der Kutsche.

Doch leider sind die gemütlichen Wattwagenfahrten gefährdet:

Das Wasser steigt in den Prielen immer höher.

Insbesondere durch das sogenannte Duhner Loch ist ein Durchkommen nicht immer gewährleistet.

Unter dem Motto "Uns steht das Wasser bis zum Hals" demonstrierten im Mai 40 Kutschen, damit der Wattweg durch bauliche Maßnahmen wieder gut befahren werden kann.

 

So herrlich die Wattwagenfahrt bei der langsam untergehenden Sonne auch ist- prmär ist dies die Hauptversorgungsroute für die Inselbewohner.

 

 

 

Ein Besuch auf Neuwerk lohnt sich!

Für uns hat dieser eine Tag völlig gereicht. Sollte man aber Ruhe, Abgeschiedenheit und keine große Ablenkung suchen, würde sich auch ein längerer Aufenthalt anbieten.